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Schießen - Ein nicht alltäglicher Sport für Blinde

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(von Nothburga Karnutsch)

Erst relativ spät entdeckte ich (nun 35 Lenze jung) die Liebe zum Schießsport. Im Alter von 21 Jahren sah ich erstmals durch eine Freundin, Susanna Hecht, wie ein Luftgewehr zu handhaben ist. Trotz meiner Augenkrankheiten, dem grauen und grünen Star, bewältigte ich Schul-, Alltags- und Berufsauswahlprobleme und beschloss, mich den sportlichen Möglichkeiten für Blinde und Sehbehinderte zu öffnen.

Durch hartes Training, Ehrgeiz und eiserne Disziplin ebnete ich mir den Weg zur Landesmeisterschaft 1986, wo ich mir den Titel in der Gesamtwertung holte. Von nun an trainierte ich zweimal die Woche in der Schießstätte des SV Finanz, Sektion Sportschützen, in der in Kooperation mit dem VSC ASVÖ-Wien zwei Schießstände für unsere Bedürfnisse adaptiert worden waren. Es wurde pro Stand ein Halogen-Punktstrahler zur Beleuchtung der Zielscheibe installiert sowie schwarze Tafeln, welche hinter der Scheibe an der Mauer angebracht wurden, um die Lichtreflexion  durch die Wand zu vermeiden.

Nach und nach wurde mir das Luftgewehr sowie die Zieleinrichtung, die von der Firma Swarovski speziell für diesen Zweck entwickelt wurde, vertrauter. Diese Spezialoptik sieht  aus wie ein Zielfernrohr, durch welches man jedoch nicht hindurchsehen kann. Eine Optoelektronik wandelt das  von der Scheibe reflektierte Licht in einen Ton um, der über Kopfhörer empfangen wird.  Je näher man der Scheibenmitte kommt, desto höher wird der Dauerton. Am Punkt des höchsten Tones sollte der Abzug betätigt werden.

Hat man gelernt, das Gewehr ruhig zu halten, die Atemtechnik zu beherrschen und sich im richtigen Moment nicht zu bewegen, dann kann es sich nur um einen "Zehner" handeln.

Früher legten wir das Gewehr auf einen Ständer auf, so war man automatisch auf der richtigen Höhe und relativ schnell ‚gehörmäßig' im Zentrum. Diese Methode ist national als eine eigene Disziplin anerkannt, und auch relativ einfach. So wurde ich gleich dreimal, 1988, 1992 und 1994 Österreichische Meisterin im Bewerb ‚Stehend aufgelegt'. Mit der Zeit wurde immer öfter von dem Begriff ‚Stehend frei' gesprochen, wobei das Gewehr ohne jegliche Auflage, genauso wie bei nicht behinderten Schützen, frei in der Hand gehalten wird. Ich ließ mir folglich eine eigene Schießjacke anfertigen und trainiere seit 1995 nun gemeinsam mit meinem Trainer Otmar Fellner härter an dieser Disziplin.

1996 gelang es mir, bei der Österreichischen Meisterschaft Dritte in der Gesamtwertung mit den Männern zu werden, da ich zu jenem Zeitpunkt die einzige blinde weibliche Österreicherin war, die in dieser Disziplin antrat.

Im Laufe der Jahre fanden glücklicherweise mehr Frauen auch außerhalb Österreichs Gefallen am Schießsport und vor allem an der Disziplin ‚Stehend frei'. So fand 1999 die erste Europameisterschaft in Chalon-sur-Saone, Frankreich, statt. Diese EM bestand jedoch nicht nur aus einem Bewerb, sondern auch ‚Liegend' und im ‚Dreistellungsmatch' musste geschossen werden. Folglich trainierte ich mit meinem Trainer Otmar Fellner im Vorfeld  in Bauchlage, also liegend, 60 Schuss und konnte dabei bei der EM so den 2. Platz belegen. Das Dreistellungsmatch besteht aus 20 Schuss liegend, 20 sitzend und 20 stehend. In diesem Bewerb holte ich mir meinen ersten Europameistertitel. ‚Stehend frei' sind 40 Schuss zu tätigen, und auch hier wurde ich zum zweiten Mal Europameisterin.

Schießen zählt noch immer zu meinem Lieblingssport. Ich möchte dieses Hobby noch so lange ausüben, wie er mir Spaß macht. Otmar Fellner, mein ständiger Betreuer, und ich wurden ein Team. Mit ihm will ich auch weiterhin trainieren.

Für die Zukunft habe ich mir nur ein Ziel gesetzt: ich will selbständiger und unabhängiger werden, aber auch selbstbewusster und energischer auftreten. Vielleicht gelingt es mir, bei einer weiteren Europameisterschaft dabei sein zu können. Das Größte wäre jedoch, eine Weltmeisterschaft mitzuerleben. Damit eine solche aber stattfinden kann, bedarf es der internationalen Klärung vieler schwieriger Umstände.

Ich persönlich werde weiterhin ehrgeizig und voller Elan dem Schießsport nachgehen. Auch Rückschläge werden mich nicht abhalten, mit dem Luftgewehr mein Bestes zu geben. Kein Sportler ist vor Tiefschlägen gefeit, es kommt lediglich darauf an, was man daraus macht.

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